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        Eltern für Eltern    -

                                                  Hilfe zur Selbsthilfe

 

Liebe Eltern und Angehörige,

wir wissen, wie beunruhigend und beängstigend für Sie die Erkenntnis ist, ein drogenabhängiges Familienmitglied zu haben, dem Sie um jeden Preis helfen möchten – wir haben es selbst erlebt. Darum möchten wir Ihnen unsere Erfahrungen im Interesse der gefährdeten Jugendlichen gerne vermitteln. Vor allem scheint es uns wichtig, Sie auf einige wesentlichen Punkte hinzuweisen, die Sie in Ihre Überlegungen und Ihr zukünftiges Handeln einbeziehen sollten.


Die Suchterkrankung unterscheidet sich von anderen Krankheiten deutlich dadurch, dass der Patient seinen bedrohlichen Zustand hartnäckig vor sich selber leugnet. Realitätsverlust durch die Drogen macht ihm eine echte und ehrlicheSelbstbeurteilung unmöglich. Eine Therapie ist aber angewiesen auf die aktive Mithilfe des Abhängigen, nur so kann sie überhaupt erfolgreich sein.

 

Der Suchtkranke muss erst einmal lernen, die Schwere seiner Abhängigkeit voll zu erkennen, um dann unter dem Druck der Ausweglosigkeit seiner Situation Therapiebereitschaft zu entwickeln.

 

Hier muss und kann die Hilfe der Angehörigen ansetzen. Aber wir wissen auch, welch schwieriges Umdenken gerade dann von den Eltern erforderlich ist, die gewohnte Haltung des Bewahrens und Abwendens von Schaden aufzugeben.  

 

Und doch möchten wir Ihnen als Eltern raten, diesem Weg zu vertrauen, den wir gegangen sind, auf dem wir uns gegenseitig gestärkt und gemeinsam unser Verhalten kontrolliert haben.

 

Unser eigenes Leben hat gerade in seiner entscheidenden Abgrenzung zur erstarrten Lebensform des Drogenabhängigen an Sicherheit gewonnen und es uns erleichtert zu erkennen, wo wir uns in der Vergangenheit nur zum Gehilfen der Sucht gemacht haben – oft gerade dann, wenn wir zu helfen glaubten.     

 

Bitte durchdenken Sie folgende Punkte und versuchen Sie, danach zu handeln: 

  1. Befreien Sie sich von dem Gedanken, Sie könnten den Abhängigen zur Einsicht zwingen.
    Er lebt in einer anderen, in seiner „Realität“.

  2. Stellen Sie darum Ihre Realität so ruhig und sicher wie möglich neben die seine. „Du magst das so sehen, so empfinden, wir sehen das anders.“

  3. Nehmen Sie dem Abhängigen nicht das Geringste zu seiner
    Lebensbewältigung ab, Dinge, die er eigentlich selbst tun könnte.

  4. Üben Sie innerhalb der ganzen Familie ein in diesen Punkten einheitliches und konsequentes Verhalten, und unterlassen Sie es, sich für dieses Verhalten gegenüber dem Abhängigen zu rechtfertigen.

  5. Verschwenden Sie keine Zeit und Energie darauf, nach Hinweisen und Spuren eines möglichen Drogenkonsums zu suchen.

  6. Wenden Sie sich dagegen wieder mehr Ihren eigenen Interessen und denen Ihrer anderen Familienangehörigen zu. Es wird dem Abhängigen schmerzhaft deutlich machen, wie sehr ihn die Droge isoliert.

  7. Sprechen Sie in seinem Beisein miteinander:
    über Ihre Erlebnisse, Erkenntnisse, Empfindungen, über Freuden oder auch über Schwierigkeiten – wenn nicht mit ihm, so doch, wenn er dabei ist. Er hört mehr, als er zugibt.

  8. Stellen Sie seinem Konsum von künstlichen Erlebnissen Ihr wirkliches Erleben und seiner konsumierten „Kommunikation“ echte Gemeinschaft gegenüber statt bloß darüber zu diskutieren.

  9. Verweilen Sie mit Ihren Gedanken nicht in der Vergangenheit oder Zukunft, sondern gehen Sie mutig den heutigen Tag an.

  10. Bewahren Sie Geduld. Üben Sie sich in Gelassenheit und verlieren Sie bitte nicht die Hoffnung.